FINKA-Mittag in Osnabrück

08.12.2023 ǀ

In gemütlicher Runde zwischen Kaffee und Kartoffelsuppe fand Anfang Dezember die FINKA-Veranstaltung auf dem Hof Thiesing in Osnabrück statt. FINKA, das steht für „Förderung von Insekten im Ackerbau“.

Der Vorsitzende des Landvolks Osnabrück, Dirk Westrup, begrüßte die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung und stellte die Relevanz des FINKA-Projektes, auch im Hinblick auf die vergangenen Diskussionen zur Pflanzenschutzmittelreduktion, heraus. Denn im Projekt des Bundesprogramms Biologische Vielfalt erproben ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe gemeinsam, wie ein reduzierter Pflanzenschutzmitteleinsatz erfolgreich umgesetzt werden kann.

Im Anschluss berichtete Jana Tempel vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. vom Projekt. Bei der Beschreibung des Konzeptes stellte sie die Wichtigkeit des Austausches und der Kommunikation zwischen den Betrieben sowie mit den Beratern untereinander heraus. Weitere Infos zum Konzept unter https://finka-projekt.de/.

Tempel erläutert die Untersuchungen zur Insektenvielfalt und stellt die verschiedenen Insektenfallen sowie die Auswertung kurz vor: Flugfallen, Nisthilfen und Bodenfallen bilden den Kern der Fauna-Untersuchungen. Vorläufige Ergebnisse kündigt die Projektbetreuerin für Januar an.

Die Untersuchungen der Ackerbegleitflora lassen jetzt schon vorläufige Ergebnisse zu. In betriebsüblich konventionell bewirtschafteten Flächen fanden sich im ersten Projektjahr durchschnittlich drei Ackerbegleit-Arten im Wintergetreide. Auf den herbizid- und insektizidfreien FINKA-Flächen waren es im Schnitt 7,5 Arten und auf ökologisch bewirtschafteten Flächen ließen sich zwölf Arten finden. Im zweiten Versuchsjahr wurde deutlich: Die Unterschiede in den Hackkulturen fallen weniger groß, da bei herbizidfreier Bewirtschaftung mehrere mechanische Regulierungsmaßnahmen notwendig werden.

Auch die Erträge, Erlöse und Kosten der FINKA-Flächen werden erfasst, um die Maßnahme neben der ökologischen Bewertung auch ökonomisch einordnen zu können. Der Winterweizen zeigte in 2021 auf den herbizid- und insektizidfreien FINKA-Maßnahmenflächen kaum Unterschiede hinsichtlich der Erträge gegenüber den konventionellen Vergleichsfläche. Die Streuung der Daten der Maßnahmenflächen war allerdings groß. Beim Silomais zeigten sich im trockenen Jahr 2022 stark schwankende Erträge – sowohl zwischen den Flächenvarianten als auch in den verschiedenen Regionen Niedersachsens. Tempel betont, dass nicht allein der Ertrag entscheidend sei. Zu bedenken sei immer die Auswirkung der Ertragsunterschiede auf die Erlöse, die Kosteneinsparungen für Pflanzenschutzmittel und die Unterschiede bei den Arbeitserledigungskosten. Auch diese werden im Rahmen der Auswertungen kulturspezifisch verglichen.

Wilm Bringewatt – teilnehmender Landwirt im FINKA-Projekt – berichtete von den bisherigen Erfahrungen im Projekt. Der Betrieb Bringewatt ist der ökologische Teil des FINKA-Paares Bringewatt-Mönter aus Belm und Ostercappeln. In den ersten drei Projektjahren haben Bringewatt und Mönter auf der herbizid- und insektizidfreien Maßnahmenfläche die Fruchtfolge Wintergerste – Mais – Winterweizen gefahren. Nach zweimaligem Striegeln sowie zwei Hackvorgängen war der Mais „sauber“, wie der Landwirt erzählt. In diesem nassen Frühjahr hingegen war es nur möglich, den Weizen einmal zu striegeln. Wichtig sei laut Bringewatt eine funktionierende, saubere Aussaat. Dem Landwirt komme es vor allem auf ein ebenes Saatbett an, weshalb er seit einigen Jahren auf den Pflug verzichtet.

Markus Mücke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau, stellte die Möglichkeiten der vorbeugenden und mechanischen Beikrautregulierung vor. Neben reihenunabhängigen sowie -abhängigen Geräten zeigte er außerdem Möglichkeiten der „intra row“-Regulierung auf. Seine Empfehlung: Nicht nur ein Gerät, sondern Kombinationen nutzen. Über all die technischen Möglichkeiten sollte man jedoch das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren, ist der Experte überzeugt. Eine vielfältige Fruchtfolge, der Saatzeitraum und die Sorten nähmen einen starken Einfluss auf einen erfolgreichen Ackerbau mit Verzicht auf Herbizide und Insektizide. So sei es wichtig, dass Frühsaaten vermieden würden. Gestriegelt hingegen würde oft zu spät. Außerdem sollten beim Anbau höhere Aussaatstärken eingeplant werden.

Nach einer kurzen Vorstellung des Experimentierfeldes Agro-NordWest und dessen Arbeit referierte Dr. Tobias Jorissen von der Hochschule Osnabrück zu den vielfältigen Projekten und Untersuchungen des Experimentierfeldes: von Begleitsaaten im Winterraps über Drohneneinsatz und Spot-Spraying, bis hin zum Verfahren Hacke + Bandspritze im Mais.

Stärken des Anbaus von Raps mit Begleitsaaten lägen im verbesserten klimatischen Fußabdruck, so Jorissen. Der Managementaufwand jedoch sei höher. Ein Risiko liege in der Abhängigkeit vom kalten Winter. Insgesamt könne sich die Wirtschaftlichkeit durch das Einsparen von Betriebsmitteln und mögliche Mehrerträge verbessern.

Der Versuch des Drohneneinsatzes und Spotprayings brachte, laut des wissenschaftlichen Mitarbeiters, folgende Ergebnisse: Entscheidend sei die Auslastung der Drohnentechnik, durch z.B. überbetriebliche Nutzung. Begrenzte Einsatzfenster und Witterung seien zu beachten und alternative Einsatzgebiete zu prüfen (z. B. Wildtierrettung). Technischer Fortschritt, wie effiziente Kamerasysteme oder Steigerung der Akkuleistung und verbesserte Algorithmik könnten kostensenkend wirken. Entscheidend seien natürlich auch die Pflanzenschutzmittelpreise.

Für das Hacken im Mais gelte: Zunehmend chemischer Pflanzenschutz sei am effizientesten, dadurch aber nicht gleich wirtschaftlich vorteilhafter. Für die mechanische Bekämpfung müssten begrenzte Einsatzfenster und die Witterung berücksichtigt werden. Im direkten Vergleich seien die Treibhausgasemissionen bei der mechanischen Bekämpfung am höchsten. Dies sei aber von untergeordneter Bedeutung, so der Wissenschaftler.

Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.

Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und die Georg-August-Universität Göttingen.

Hauptverband Osnabrücker Landvolk (HOL): Vanessa Conrad