24.03.2022 ǀ Das im April 2020 gestartete FINKA-Projekt zur Förderung von Insekten im Ackerbau liefert erste vorläufige Ergebnisse. Für das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt haben jeweils 30 Ökobetriebe und konventionelle Betriebe auf ihren Flächen im Herbst 2020 Wintergetreide ausgesät. „Für das Wintergetreide können wir nun erste vorläufige Aussagen bezüglich der Erträge und der Ackerbegleitflora machen. Für Aspekte wie Insektenanzahl oder -vielfalt ist es noch zu früh. Da sind die Wissenschaftlerinnen noch mit der Auswertung beschäftigt“, erklärt Leen Vellenga von der Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Die bis zu drei Hektar großen Maßnahmenflächen der konventionell arbeitenden Betriebe wurden ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Insektiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Insekten) und Herbiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Unkräuter) bewirtschaftet. Gleichzeitig wurde eine Vergleichsfläche mit gewohntem Betriebsmitteleinsatz konventionell beackert. In maximal 15 Kilometer Entfernung legte jeweils ein Partner-Ökobetrieb unter annähernd gleichen Standortbedingungen eine Vergleichsfläche ähnlicher Größe an.
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Erträge des Wintergetreides von 40 Prozent der Maßnahmenflächen (auf welchen weder Insektizide noch Herbizide eingesetzt wurden), im Vergleich zu den konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen nahezu gleich sind. Einige wenige Maßnahmenflächen konnten sogar höhere Erträge verzeichnen. Doch gab es auch Äcker, die Ertragsverluste von 25-50 Prozent gegenüber den konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen aufwiesen. Die Gründe für die Ertragsunterschiede beim Wintergetreide können laut den beiden Projekt-Coaches Jana Tempel und Leen Vellenga vielfältig sein. Die Analyse der Erträge in den kommenden vier Jahren soll dazu weitere Erkenntnisse liefern.
Dr. Stefan Meyer und Johannes Quente von der Georg-August Universität Göttingen haben speziell die Flora (Kulturfrüchte und Ackerbegleitflora) unter die Lupe genommen. Ihr vorläufiges Ergebnis zeigt für das erste Kartierungsjahr, dass zwischen den Wintergetreidekulturen der Maßnahmenflächen und den konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen kein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Bestandsdichte besteht. Der Kulturpflanzenbestand der ökologisch bewirtschafteten Vergleichsflächen war hingegen signifikant lichter. Auf den konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen war – im Vergleich aller Flächen – der niedrigste Bestand an Ackerbegleitflora vorzufinden. Der Deckungsgrad der Ackerbegleitflora auf den Maßnahmenflächen war hingegen 35 mal höher, auf den Öko-Vergleichsflächen sogar 55 mal höher. Dementsprechend ist die Artenvielfalt der Ackerbegleitflora auf der Öko-Vergleichsflächen mit zwölf Pflanzenarten am höchsten. Auf den Maßnahmenflächen konnten immer noch mehr als doppelt so viele Arten gegenüber den konventionellen Vergleichsflächen festgestellt werden. Und auch beim Blühangebot der Ackerbegleitpflanzen punkten die Öko-Vergleichsflächen mit durchschnittlich mehr als 50 blühenden Ackerbegleitpflanzen pro Quadratmeter gegenüber den Maßnahmenflächen mit 22 Individuen und den konventionellen Vergleichsflächen mit nur einem blühenden Exemplar.
Spannend ist daher für alle Projektteilnehmerinnen, wie sich diese ersten Erkenntnisse auf die Insektenwelt auswirken. Diese Ergebnisse werden als Grundlage für die Entwicklung von Strategien zur Förderung von mehr Blütenvielfalt und Insekten in der Agrarlandschaft dienen.
Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband e.V.