12.04.2022 ǀ „Das war zwar eine Momentaufnahme von einem Jahr. Aber ich hatte nur wenig Vogelmiere und Stiefmütterchen im Roggen“, sagt Carsten Zimdars. Die Unkräuter hätten gegen das kräftige Getreide keine Chance gehabt, erklärt der Bassumer Landwirt und freut sich über den gelungenen Start ins FINKA-Projekt.
Ins Nachdenken zu kommen und neue Formen der Bodenbearbeitung auszuprobieren: Genau das bezweckt das Projekt FINKA im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das Lösungsstrategien zur Förderung von Insekten in der Agrarlandschaft erarbeiten soll. In ganz Niedersachsen machen 30 konventionell und 30 ökologisch wirtschaftende Betriebe mit und sind dazu Partnerschaften eingegangen. Der konventionell arbeitende Betrieb verzichtet dabei auf einer Versuchsfläche von ein bis drei Hektar auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen Insekten (Insektizide) und Unkräuter (Herbizide) und bewirtschaftet eine Vergleichsfläche in gewohnter Manier konventionell. Der ökologische Partnerbetrieb wiederum legt eine Fläche ähnlicher Größe und mit vergleichbaren Standortbedingungen an. Seinen Partnerbetrieb unterstützt er mit einem fachlichen Austausch und der nötigen Hack- und Striegeltechnik.
Carsten Zimdars stieß in der Landvolk-Zeitung auf Informationen über das Projekt und fand seinen Partner auf der ökologisch wirtschaftenden Seite in Marco Lührsen. Dieser arbeitet eng mit Karsten Helms zusammen, der der Fachmann für Feldarbeiten ist. „Der Roggen ist unkrautunterdrückend“, bestätigt er Carsten Zimdars das gute Ergebnis aus dem ersten FINKA-Anbau- und Erntejahr. Auch wenn es optimaler hätte laufen können: „Das Striegeln war zu spät, weil ein paar Tage später der Regen kam und alles verschlemmt hat.“ Auf seiner konventionell bewirtschafteten Vergleichsfläche hat Carsten Zimdars pfluglos gearbeitet und den Roggen gegrubbert, gedrillt und mit einem Herbizid behandelt. Der Unterschied in der Ernte war minimal: Auf den lediglich mit einem Striegel behandelten drei Hektar Acker brachte der Roggen einen Ertrag von 70 Doppelzentnern, auf den konventi-onellen Flächen waren es 71 Doppelzentner. „Wenn man durch die Bestände gegangen ist, sahen die fast gleich aus“, erinnert sich Carsten Zimdars. Im neuen Jahr baut er den Roggen zwar wieder konventionell an. „Ich kann mir aber vorstellen, wenigstens den Roggen künftig zu striegeln“, sagt der Milchviehhalter. Marco Lührsen und Karsten Helms bauten auf ihrer Vergleichsfläche im vergangenen Jahr Weizen an. Auf zweieinhalb Hektar wuchs dieser bei ähnlichen Bedingungen wie der Roggen bei Carsten Zimdars auf lehmigem Sandboden. Als Vorfrucht hatte Carsten Zimdars Mais, bei Marco Lührsen waren es Bohnen.
Eine Auswertung der Ackerbegleitflora haben die beteiligten Landwirte bereits erhalten. „Wir brauchen aber eine Auswertung über mehrere Jahre“, sagt Leen Vellenga, Coach Nord-Ost im FINKA-Projekt. Auf ertragsstarken Standorten könne sich die Ackerbegleitflora weniger einfach als auf den ertragsschwächeren Flächen etablieren. „Wir müssen ein Gleichgewicht finden, damit die Insekten etwas davon haben und wir gleichzeitig die Erträge hochhalten können“, formuliert Leen Vellenga eines der Ziele des Projekts, das noch bis 2025 laufen wird. In diesem Jahr bauen Carsten Zimdars sowie Marco Lührsen und Karsten Helms auf ihren dem FINKA-Projekt gewidmeten Flächen Silomais an. „Wir werden ihn später und tiefer drillen, damit die Krähen da nicht rangehen“, gibt Karsten Helms einen Ausblick. Voraussichtlich Mitte Mai komme der Mais in die Erde und werde im Folgenden dann mit Hacke und Striegel weiterbearbei-tet. „Er muss schnell aus der Erde kommen“, sagt Karsten Helms. Er weiß, dass der Bestand der Ackerbegleitflora im Laufe der Jahre zunehme. „Eine getreidelastige Fruchtfolge ist das Problem“, meint der Landwirt. „Eigentlich müsste dann zwei Jahre lang Kleegras dazwischen“, ist er sich sicher, damit das Problem der Unkräuter mittelfristig wieder reduzieren zu können.
Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen.
Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.
Landvolk Mittelweser, Regine Suling