„Man darf nicht bange sein“

20.05.2022 ǀ FINKA-Feldtag zum Einsatz des Striegels in Theorie und Praxis

„Man darf beim Striegeln nicht bange sein.“ Jan Meyerhoff, der diese Erfahrung in 25-jähriger Tätigkeit als Biobauer gesammelt hat, stellte jetzt seinen Acker zur Verfügung, um die neuesten Erkenntnisse der Striegeltechnik einem breiten Publikum vorzustellen. Organisiert wurde der Feldtag über das FINKA-Projekt. In diesem Verbund arbeiten konventionell wirtschaftende Betriebe und Ökobetriebe in Partnerschaften zusammenarbeiten, um Methoden des Ackerbaus ohne den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden zu praktizieren. Vor dem Einsatz auf dem Maisacker in Riepe, auf dem Striegel der Hersteller Treffler und APV mit einer Arbeitsbreite von 12 Metern vorgestellt wurden, gab Markus Mücke eine theoretische Einführung in die Striegeltechnik.

 Mücke ist Ökoberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und seit vielen Jahren mit Verfahren der mechanischen Unkrautbekämpfung befasst. Bei seiner Präsentation wurde deutlich, dass die Hack- und Striegeltechnik kaum Standardsituationen kennt. Witterung, Bodenzustand sowie Zustand des Pflanzenbestandes sind individuell zu berücksichtigen und die Einstellung des Arbeitsgeräts sensibel anzupassen.

 Eine große Rolle spielt die vorangegangene Grundboden- und Saatbettbereitung. Ebener Horizont, gut rückverfestigt, keine Fahrspuren, klutenfrei – das sind die anzustrebenden Attribute. „Mit jeder Bodenbearbeitung werden weitere Unkrautsamen zum Keimen gebracht“, gab Mücke zu bedenken und folgerte daraus: So flach wie möglich striegeln und hacken.

 Wer sich an die mechanische Unkrautbekämpfung herantastet, muss einen wesentlich höheren Zeitaufwand einplanen als bei chemischen Verfahren. Das gilt nicht nur für die Flächenleistung, sondern auch für Schlagkontrollen, Maschineneinstellungen und für die Überprüfung des Einsatzerfolgs. Als häufigste Fehler beim Striegeln nannte Mücke diese Vier: Es wird zu lange gewartet – zu große Sorge um Kulturschäden (siehe oben) – es wird zu tief gearbeitet – die Einstellmöglichkeiten werden nicht ausreichend genutzt.

Da die Hauptwirkung des Striegelns durch Entwurzeln und Verschütten der Unkräuter erzielt wird, ist die Bekämpfung im Keimblattstadium am wirkungsvollsten. Da schafft das Gerät einen Wirkungsgrad bis zu 80 Prozent. Da meistens zu dieser Zeit auch die Kulturpflanzen noch äußerst empfindlich sind, bietet sich als Alternative das Blindstriegeln, das auch im Mais vor dem Auflauf der Kulturpflanze erfolgen kann. Insgesamt bildet der Striegel eine wichtige Vorarbeit zur Unkrautbekämpfung im Mais, bevor die Scharhacke kommt.

Bei einem gedanklichen Ausflug in die mechanische Unkrautbekämpfung zu Wintergetreide im Frühjahr gab Mücke zu bedenken, dass Beikräuter in der Regel zu groß sind und nur noch unzureichend reguliert werden können. „Durchfahrten zu diesem Zeitpunkt können auch dem Getreide schaden und denken sie daran, auch eine Restverunkrautung zu tolerieren und Bodenbrüter und Feldhasen zu schonen“, erklärte Mücke.

 Noch wichtiger als der mechanische Pflanzenschutz ist seiner Meinung nach die Nutzung aller übrigen pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Unkrautregulierung. Dazu gehören: vielfältige Fruchtfolgen einschließlich Kleegras im Ökolandbau, Untersaaten, Zwischenfrüchte und späte Saattermine. Weiterhin ist die Auswahl frohwüchsiger Sorten mit früher Bodenbedeckung ratsam.

 Sind die Aussagen zur mechanischen Unkrautbekämpfung für konventionelle Betriebe genauso gültig wie für Ökobetriebe? Die Übertragbarkeit gilt nur bedingt. Da in konventionellen Systemen eine weitaus höhere Verfügbarkeit des Stickstoffs vorliegt, ist auch das Wachstum der Unkräuter in späteren Vegetationsphasen intensiver. Eine Klette bricht im Ökolandbau z.B. zusammen, bevor sie das Blattdach eines Getreidebestandes erreicht. Daher kann ganz allgemein gelten: Die Mechanik stößt in konventionellen Betrieben früher an ihre Grenzen als in Ökobetrieben.

 FINKA-Projektpartner sind das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen. Eine Vorstellung des Projekts erfolgte durch Leen Vellenga vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH. Kristina Gehrdau-Schröder, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim Landvolk Lüneburger Heide, sorgte für den reibungslosen Ablauf sowie für einen Imbiss zum Beginn der Veranstaltung.

Landvolk Lüneburger Heide, Cord-Christian Precht