10.06.2022 ǀ In Form eines Feldtages haben Ulrich Löhr und Carsten Behr, zwei Landwirte aus dem Kreis Wolfenbüttel, erste Eindrücke aus ihrer Teilnahme am Projekt FINKA (Förderung von Insekten im Ackerbau) vorgestellt. Mit diesem Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt wird das Ziel verfolgt, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und dies in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Landvolk.
Ohne coronabedingte Einschränkungen haben nun erstmals sich zahlreiche Interessierte aus Landwirtschaft, Politik und verschiedenen Institutionen am Feld vom konventionell wirtschaftenden Landwirt Ulrich Löhr getroffen, um sich über das Projekt zu informieren und über Chancen, Nutzen, aber auch Grenzen zu diskutieren.
Nachdem im vergangenen, ersten Projektjahr auf den Flächen Winterweizen angebaut wurde, steht in diesem Jahr mit der Zuckerrübe eine etwas anspruchsvollere Feldfrucht in der Fruchtfolge bei den beiden Landwirten. Die Besonderheit bei den beiden Groß Denktern ist dabei, dass die Aussaat mithilfe eines Feldroboters und nicht wie sonst üblich mit einer Drillmaschine erfolgt ist. Dieser Roboter ist Sämaschine und Unkrauthacke zugleich. Im Roboter wird anhand von GPS-Daten genau erfasst, wo das Rübensaatgut in den Boden gelegt wurde, später fährt der Roboter in seiner Funktion als Unkrauthacke durch den Pflanzenbestand. Hierbei werden nur Pflanzen entfernt die im Standort nicht als Rübe gespeichert sind. Hierzu konnten Löhr und Bio-Landwirt Behr schon ein erstes Fazit ziehen: „Der Roboter ist eine gute Weiterentwicklung, es gibt aber noch Verbesserungsmöglichkeiten. Wir haben aber schon gesehen, dass der Roboter bei den Pflegemaßnahmen sehr dicht an die Rübenpflanzen herankommt und einen Großteil der Unkräuter beseitigt hat“, so Ulrich Löhr. Wie sich die Form der Bearbeitung und der Verzicht auf Insektizide und Herbizide letztlich auf die Rüben und den Ertrag auswirke, könne jedoch erst im Herbst bei der Ernte festgestellt werden.
Erste Ergebnisse gibt es jedoch schon zum ersten Projektjahr 2021, wenn auch nur vorläufige, wie Projektcoach Jana Tempel vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen, betont. So seien auf etwa 40 Prozent der Maßnahmenflächen gleiche Erträge des Winterweizens wie auf den konventionellen Vergleichsflächen erwirtschaftet worden. Allerdings hätten auch drei Betriebe eine Ertragseinbuße von mehr als 25 Prozent zu verzeichnen gehabt. Ergänzend zu den Erläuterungen zum Projekt stellten Martina Diehl und Astrid Thorwest die Modellregion Peine-Wolfenbüttel im Niedersächsischen Weg vor. Die Anwesenden nutzen die Gelegenheit für rege Diskussionen und interessierte Blicke sowohl auf die Flächen als auch den Feldroboter.
Im Rahmen des FINKA-Projektes arbeiten niedersachsenweit 60 Landwirte zusammen und bilden dabei 30 Betriebspaaren, von denen jeweils ein Partner konventionell und der andere ökologisch wirtschaftet. Die konventionell arbeitenden Landwirte stellen eine Fläche zur Verfügung, die nach ökologischen Gesichtspunkten bearbeitet wird, dabei steht der Partner mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt mit technischen Geräten, zum Beispiel zur Unkrautbekämpfung. Denn das spielt eine besondere Rolle: Auf diesen sogenannten Maßnahmenflächen verzichtet der konventionell arbeitende Landwirt auf den Einsatz von Mitteln zur Bekämpfung von Insekten und Unkraut. Somit soll beobachtet werden, inwieweit sich der Verzicht auf die Entwicklung der nützlichen Insekten, aber auch der Schädlinge sowie der Kulturbegleitkräuter auswirkt. Begleitet wird diesbezüglich das Projekt von der Universität Göttingen und vom Forschungsinstitut Alexander König aus Bonn.
Landvolk Braunschweiger Land, Silke Könnecker