Schwebfliege an Acker-Rittersporn

Weniger Pflanzenschutzmittel, mehr Biodiversität

28.06.2021 ǀ Landwirtschaftliche Betriebspaare arbeiten im Projekt FINKA an Lösungen zur Förderung der Biodiversität
Familie Heins aus Negenborn und Familie Rotermund-Hemme aus Brelingen sind eines von vier Betriebspaaren in der Region Hannover, die sich im Projekt „FINKA“ (Förderung von Insekten im Ackerbau) engagieren. Im Projekt FINKA haben sich Landwirtschaft, Wissenschaft und Beratung das Ziel gesetzt, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und eine breite Diskussion in der Landwirtschaft anzustoßen. FINKA ist ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Niedersachsenweit sind dazu 30 Betriebspartnerschaften zwischen je einem konventionell wirtschaftenden und einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb entstanden.

Biolandwirt Hermann Hemme möchte mit seiner Teilnahme am Projekt FINKA seine Berufskollegen für die ökologische Landwirtschaft sensibilisieren. Christine Heins sieht FINKA als Chance, alternative Bewirtschaftungsmethode auszuprobieren. „Mich interessiert vor allem die Auswertung, wie hoch die Ertragseinbußen durch die Unkräuter ausfallen. FINKA bietet uns durch die finanzielle Förderung die Möglichkeit, dieses Risiko einzugehen, während die Versuche wissenschaftlich begleitet werden.“

Auf der fast drei Hektar großen Versuchsfläche in Negenborn, auf der aktuell Roggen wächst, verzichtet der konventionell wirtschaftende Betrieb Heins auf den Einsatz von Insektiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Insekten) und Herbiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Unkräuter). Gleichzeitig bewirtschaftet er eine Vergleichsfläche gewohnt konventionell. Dabei wird er von seinem ökologisch arbeitenden Kollegen Hermann Hemme beraten, der eine Vergleichsfläche ähnlicher Größe und mit ähnlichen Standortbedingungen angelegt hat. Außerdem unterstützt er Familie Heins mit Hack- und Striegeltechnik als alternative Methode zur Unkrautregulierung. Gemeinsam gehen die Betriebe in einen fachlichen Austausch darüber, wie mehr Biodiversität bei hoher Produktivität auf der Ackerfläche erreicht werden kann. 

Die Zusammenarbeit der beteiligten Betriebe wird wissenschaftlich begleitet durch Untersuchungen, wie sich der Verzicht auf Insektizide und Herbizide auf die Ackerbegleitpflanzen (Unkräuter) und damit auch auf die Insektenvielfalt auswirkt. In der FINKA-Versuchsfläche finden sich spezielle Fallen und Nisthilfen, mit denen sich zum Beispiel Wildbienen, Fluginsekten oder Käfer zählen lassen, um die Veränderung in Anzahl und Art der hier vorkommenden Insekten beobachten zu können. Auch die sich verändernde Ackerbegleitflora wird parallel dazu bestimmt und dokumentiert. Bis Ende 2025 arbeiten die Betriebspaare im Projekt FINKA zusammen, um Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln und weiterzugeben.

Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen.

Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.

Landvolk Hannover e.V., Lisa Johannes