FINKA – Mehr Biodiversität durch Verzicht auf Herbizide und Insektizide?

02.06.2022 ǀ Im FINKA Projekt („Förderung von Insekten im Ackerbau) haben sich niedersachsenweit 30 „FINKA Betriebspaare“ zusammengeschlossen. FINKA wird im Rahmen des Bundesprogramm Biologische Vielfalt durchgeführt. Immer ein konventionell und ein ökologisch wirtschaftender Landwirt bilden eine Partnerschaft. Auf einer sogenannten „Maßnahmenfläche“ verzichten die konventionellen Landwirte 5 Jahre lang auf den Einsatz von Insektiziden und von Herbiziden. Dieses sind Pflanzenschutzmittel, die die Ackerkulturen vor Insektenbefall und einer übermäßiger Ausbreitung von unerwünschtem Beikraut schützen. Der ökologische Partnerbetrieb legt zum Vergleich eine Ackerfläche mit derselben Frucht auf seinem Betrieb an. Mit dem Projekt soll untersucht werden, wie sich die geänderte Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitflora und die Insektenvielfalt auswirkt.

In der Region Hildesheim haben sich Helmut Bleckwenn (DexTerra GmbH & Co KG) aus Garmissen und Hans-Heinrich Grefe (BioBördland GbR) aus Wätzum zu einer FINKA Partnerschaft zusammengetan. Bleckwenn ist konventioneller Landwirt und Grefe ist ein ökologisch wirtschaftender Kollege. Der Biobetriebsleiter berät seinem Kollegen hinsichtlich Aussaattermins, Maßnahmen zur Beikrautbekämfung und der Verhinderung von übermäßigem Schadinsektenbefall. Der fachliche Austausch, wie der Verzicht von Pflanzenschutzmitteln betriebswirtschaftlich und arbeitstechnische umgesetzt werden kann, ist ein wichtiger Eckpunkt im FINKA Projekt. Denn ohne Wirtschaftlichkeit ist ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel schwer umsetzbar. „Wir sind gespannt, wie sich diese Bewirtschaftung auf die Erträge auswirkt, und welchen Nutzen es für die Biodiversität hat “, so Bleckwenn.

Beim 1. FINKA Feldtag in der Gemarkung Oedlum in der Gemeinde Schellerten stehen beide vor der FINKA Ackerfläche von Bleckwenn und fachsimpeln über die „Königin der Ackerfrüchte“, die Zuckerrübe. Diese Frucht wächst hier in diesem Jahr auf dem Feld ganz ohne Herbizide und Insektizide auf. Gerade bei der Zuckerrübe kommt es darauf an die Flächen möglichst frei von unerwünschten Beikräutern zu halten. Denn diese stellen eine Konkurrenz für die Früchte da und können auch die Erntearbeiten im Herbst erschweren. Wie dieses umgesetzt werden kann, zeigen Bleckwenn und Grefe interessierten Landwirten und Vertretern des Handels beim 1. FINKA Feldtag  Mit Striegel und Hackmaschine wird das Beikraut auf dem Zuckerrübenacker beseitigt.

Begleitet wird dieses Projekt vom KÖN (Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH) und Wissenschaftlern der Universität Göttingen und des Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn.

Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025. Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen.

Landvolk Hildesheim, Christine Helmke