Projekt FINKA: Öko und konventionell in einem Boot


16.05.2023 ǀ FINKA-Projekt (FINKA= Förderung von Insekten im Ackerbau) organisiert Zusammenarbeit / Ziel ist die Förderung der Artenvielfalt

Wesel, 10. Mai 2023 (ccp). „Je mehr wir uns annähern, desto erfolgreicher ist es für die Landwirtschaft.“ Jan Meyer, Biobauer aus Jesteburg-Itzenbüttel, hält nichts von Grabenkriegen zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft und ist gern dabei, wenn konventionell wirtschaftende Betriebe und Ökobetriebe in Partnerschaften zusammenarbeiten. Derartige Verbindungen gibt es seit drei Jahren im Rahmen des FINKA-Projekts, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird. 30 Betriebspartnerschaften in Niedersachsen kooperieren, um Methoden des Ackerbaus ohne den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden zu praktizieren. Aus dem Landkreis Harburg sind der Minkenhof von Jan Meyer und der konventionell wirtschaftende Betrieb der Familie Cordes in Wesel dabei.
Cordes verzichtet auf einer Teilfläche seines Ackers über fünf Jahre auf synthetische Herbizide und Insektizide, wobei Düngung und Pilzbekämpfung wie bisher fortgeführt werden. Der Minkenhof bringt eine Vergleichsfläche mit der gleichen Frucht ein. Gemeinsam werden Maßnahmen der Bestandesführung erörtert und durchgeführt.
Mitte Mai stand nach Aussaat des Maises die erste Maßnahme zur mechanischen Unkrautbekämpfung an – das Blindstriegeln, das vor dem Auflauf der Kulturpflanze erfolgt. Eingeladen hatte Taalke Lengert vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen, die als Projektcoach für das nördliche Niedersachsen zuständig ist. Durchgeführt wurde der Projekttag in Zusammenarbeit mit dem Landvolk-Kreisverband Lüneburger Heide.
Für Jan Meyer vom Minkenhof ist der FINKA-Feldtag eine gute Gelegenheit, einmal aufzuzeigen, was mechanische Unkrautbekämpfung heute zu leisten vermag – aber nicht auszulassen, wo die Grenzen liegen. „Dieses Jahr war für den Bioanbau bisher ideal“, sagt Meyer, denn der Striegel konnte auf abgetrockneten Flächen eingesetzt werden und seine Wirkung voll zur Geltung bringen. Generell gilt: In der Biolandwirtschaft gibt es keine Standardregeln, jeder Einsatz ist individuell anzupassen auf Vegetationsverlauf, Wetter und Bodenzustand.
Christian Cordes blickt inzwischen auf zwei Ernten unter FINKA-Bedingungen zurück – und die sind durchwachsen. Der Mais im vergangenen Jahr hatte einen derart hohen Konkurrenzdruck durch Unkräuter, dass der Ertrag – gemessen an der Gaserzeugung in der Biogasanlage – um 45 Prozent unter dem Vergleichswert lag. Der Winterroggen im Jahr 1 des Projekts ließ optisch keine Ertragsdepression erwarten, zeigte in der Ernte aber ein Minus von etwa 20 Prozent wegen geringer Kornfüllung. „Brotgetreide können wir so gar nicht erzeugen“. Seine Idee: „Wir reduzieren den Einsatz von Herbiziden wo es geht, aber wir haben auch die Grenzen erkannt.“
Anlässlich der Veranstaltung berichtete Taalke Lengert vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen in Visselhövede über die weiteren Aktivitäten des Projekts: Mit Flug- und Bodenfallen sowie über Nisthilfen werden die Insektenaktivitäten in den verschiedenen Versuchsgruppen erfasst und bewertet. Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.
Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und die Georg-August-Universität Göttingen.
Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.

Landvolk Lüneburger Heide: Cord-Christian Precht