Projekt FINKA: Landwirte arbeiten am Ausbau der Biodiversität auf Feldern

19.04.2022 ǀ Mit dem Begriff FINKA verbinden die beiden Landwirte Carsten Behr und Ulrich Löhr aus Groß Denkte keinen Urlaub im sonnigen Süden, sondern mit ihrer Arbeit und der Teilnahme an einem Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt zur Förderung der Vielfalt von Insekten im Ackerbau. Dazu arbeiten über einen Zeitraum von fünf Jahren jeweils ein ökologisch (Behr) und ein konventionell (Löhr) wirtschaftender Landwirt zusammen und stehen im engen Austausch. Sie sind dabei eins von drei Betriebspaaren aus dem Verbandsgebiet Landvolk Braunschweiger Land, die sich an dem Projekt beteiligen, bundesweit sind es 30 Betriebspaare.

Dabei steht Behr seinem Kollegen nicht nur mit Wissen und Erfahrungen zur Seite, sondern stellt auch Arbeitsgeräte zur Verfügung, denn im Gegenzug hat sich Ulrich Löhr für die Dauer des wissenschaftlich begleiteten Projektes bereit erklärt, einen Teil seiner Ackerfläche nach den Methoden seines Kollegen zu bewirtschaften. Zusätzlich beackern beide Landwirte eine Vergleichsfläche wie gewohnt.

In diesem Jahr bauen Behr und Löhr entsprechend der Fruchtfolge Zuckerrüben an. Kurz vor Ostern sind die Pillen – so wird das Saatgut der Rüben bezeichnet – in die Erde gekommen. Doch anstatt mit Trecker und einem speziellen Rübendrillgerät erfolgte die Aussaat nun mit einem Feldroboter, den Carsten Behr eigens für diesen Zweck angeschafft hat. Konzentriert beobachtet er, wie der Roboter auf der Maßnahmenfläche von Ulrich Löhr die Rübenpillen vorsichtig in die Erde legt. Gleichzeitig schickt er für jede einzelne Pille ein GPS-Signal, welches aufgezeichnet wird. Und das ist schon die Vorbereitung für den nächsten Arbeitsschritt, wie Behr erklärt: „Als Biobauern verzichten wir auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, Insektiziden und Herbiziden, was wiederum bedeutet, dass es viel Handarbeit ist, die Rüben durch Striegeln und Hacken per Hand von unerwünschtem Begleitkraut freizuhalten. Der Roboter merkt sich durch die Aufzeichnung der GPS-Signale genau, an welcher Stelle er im Boden die Pillen abgelegt hat. Bei der Pflegemaßnahme fährt er erneut über die Fläche und entfernt durch Hacken alles, was nicht als Rübe im Speicher hinterlegt ist.“

Wie effektiv diese Technik ist und ob sie auch Löhr überzeugen kann, wird sich im Vergleich mit den anderen beiden Flächen im Laufe des Jahres herausstellen. Für den Versuch wird das Auftreten von Ackerbegleitpflanzen durch zwei Wissenschaftler der Universität Göttingen erfasst, auch die Entwicklung von Insekten wird durch das Aufstellen von Nisthilfen unterstützt und beobachtet. Im Juni wird das Projekt im Rahmen eines Feldtages vorgestellt.

Das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.

Projektpartner: Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, Landvolk Niedersachsen, Landesbauernverband e.V., Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König und Georg-August-Universität Göttingen.

Landvolk Braunschweiger Land, Silke Könnecker